Mini-Glossar

Während des Symposiums werden verschiedene Begriffe genutzt. Ein paar sollen hier kurz erklärt werden. Die Liste hat keinen Anspruch auf Vollständigkeit und Richtigkeit und ist (mit minimaler Abänderung) aus dem Glossar der Neuen Deutschen Medienmacher*innen: www.glossar.neuemedienmacher.de, dem Queer Lexikon: www.queer-lexikon.net oder auch dem Gunda-Werner-Institut der Heinrich Böll Stiftung zitiert.
 

Themenfeld Rassismus

People of Color (PoC) // (BIPOC)

…ist eine Selbstbezeichnung von Menschen mit Rassismuserfahrung, die nicht als weiß, deutsch und westlich wahrgenommen werden und sich auch selbst nicht so definieren. PoC sind nicht unbedingt Teil der afrikanischen Diaspora, ursprünglich ist der Begriff u.a. zur Solidarisierung mit Schwarzen Menschen entstanden. Schwarz und weiß sind dabei politische Begriffe. Es geht nicht um Hautfarben, sondern um die Benennung von Rassismus und den Machtverhältnissen in einer mehrheitlich weißen Gesellschaft. Inzwischen wird häufiger von BPoC (Black and People of Color) gesprochen, um Schwarze Menschen ausdrücklich einzuschließen. Etwas seltener kommt hierzulande die Erweiterung BIPoC (Black, Indigenous and People of Color) vor, die explizit auch indigene Menschen mit einbezieht. Singular: Person of Color.

Rasse

…ist eigentlich seit dem Nationalsozialismus (»Rassengesetze«) ein Unwort in Deutschland, das im Sprach- gebrauch nicht mehr üblich ist. Dennoch existiert es noch in zahlreichen Gesetzestexten wie dem Grundgesetz  (»Niemand darf wegen … seiner Rasse … benachteiligt oder bevorzugt werden.«). In der Berichterstattung taucht es zudem auf, wenn zum Beispiel Rassismus-Debatten aus den USA wiedergegeben werden. Doch Begriffe wie »Rassenunruhen« (race oder ethnic riots) oder »Rassenbeziehungen« (race relations) sollten nicht wortwörtlich übersetzt werden, da der Begriff »race« in den USA anders als im Deutschen »Ethnizität« oder »Herkunft« meint. Alternativen wären, neben Rassismus-Debatten, auch Unruhen wegen Rassismus-Vorwurf u.ä.

Schwarz

»Wenn es um Rassismus, unterschiedliche Erfahrungen und Sozialisationen geht, ist der politisch korrekte Begriff Schwarze. In allen anderen Fällen gibt es aber meistens gar keinen Grund, dazu zu sagen, ob eine Person Schwarz oder weiß ist.« (zitiert von www.derbraunemob.info). Farbige / farbig ist ein kolonialistischer Begriff und negativ konnotiert. Eine Alternative sind die Selbstbezeichnungen People of Color (PoC), Black and People of Color (BpoC) oder Black and Indigenous People of Color (BIPoC).

Schwarze Deutsche

In Deutschland leben mehrere hunderttausend Schwarze Deutsche. Dabei handelt es sich nicht um die Beschreibung einer Hautfarbe, sondern um eine politische Selbstbezeichnung. Begriffe wie »Farbige« oder »Dunkelhäutige« lehnen viele ab. Die Initiative »der braune mob e.V.« schreibt: »Es geht nicht um »biologische« Eigenschaften, sondern gesellschaftspolitische Zugehörigkeiten.« Um das deutlich zu machen, plädieren sie und andere dafür, die Zuschreibungen Schwarz und Weiß groß zu schreiben.

Weiße Deutsche

wird oft in Rassismus-Debatten benutzt. Oft herrscht das Missverständnis, es ginge dabei um eine Hautfarbe. Tatsächlich ist mit weiß eine gesellschaftspolitische Norm und Machtposition gemeint, die mit bestimmten Privilegien einhergeht. Der Begriff wird als Gegensatz zu → People of Color (PoC) verwendet. Dabei müssen sich weiße Menschen nicht selbst als weiß oder privilegiert fühlen.

Othering

Das Konzept des Othering ist aus dem Kontext der postkolonialen Theorie entstanden. Es wurde vor allem durch Autoren wie Edward Said und Gayatri C. Spivak geprägt. Bei Othering handelt es sich um einen permanenten Akt der Grenzziehung, bei dem Menschen mittels Stereotypisierung zu den „Anderen“ gemacht werden. „Die Anderen“ werden dabei als nichtzugehörig und abweichend kategorisiert und abgewertet. Der Prozess des Othering geschieht häufig innerhalb eines Machtgefälles.

Themenfeld (Queer-)Feminismus

Binäres Geschlecht

Das binäre (westliche) Geschlechtersystem geht davon aus, dass es nur zwei Geschlechter, nämlich männlich und weiblich, gibt. Es lässt keine anderen Geschlechter oder Zwischenstufen zu. Das gilt für jeden gesellschaftlichen Bereich, also z.B. die mit dem Geschlecht verknüpften sozialen Rollen, Geschlechtsidentitäten und körperlichen Geschlechter von Menschen. Dieses System blendet vollständig aus, dass es intergeschlechtlichenichtbinäre und andere Menschen, die nicht in dieses System passen, gibt.
Das binäre Geschlechtersystem wird im Alltag immer wieder durch Verhaltensweisen, Normen und Regeln hergestellt. Es wird im Zweifelsfall auch gewaltvoll durchgesetzt. Beispielsweise werden intergeschlechtliche Menschen unnötigen medizinischen Eingriffen ausgesetzt, damit sie einem binären Geschlechterbild entsprechen, oder Jungen erleben Gewalt, wenn sie gerne Kleider tragen oder mit Puppen spielen wollen.

Cis-Gender

‚Cis‘ ist das Gegenstück zu ‚trans‘. Die Vorsilbe ‚cis‘ wird benutzt, um auszudrücken, dass eine Person sich mit dem Geschlecht identifiziert, dem sie bei der Geburt aufgrund der Genitalien zugewiesen wurde. Verwendung: z.B. cis-Mann.

FLINT/FLINTA

FLINTA ist eine Abkürzung, die ausdrücken soll, wer in bestimmten Räumen oder zu bestimmten Veranstaltungen willkommen ist. Sie steht für Frauen (das meint meist spezifisch cis hetero Frauen), Lesben, Inter Menschen, Nichtbinäre Menschen, Trans Menschen und Agender Menschen.

Eine alternative Definition von Syntaxblog.at: “FLINT* steht für Frauen*, Lesben, inter, non-binary und trans* Personen und ist eine Abkürzung, die nicht nur Frauen in feministische Arbeit und Feminismus inkludieren will, sondern kurz alle Personen, die vom Patriarchat unterdrückt werden.”

Gender

Gender beschreibt auf einer wissenschaftlichen Ebene das sozial konstruierte Geschlecht und auf einer aktivistischen und persönlichen Ebene die Geschlechtsidentität einer Person. Geschlechtsidentität bedeutet hier die persönliche Vorstellung vom eigenen Geschlecht und der eigenen Geschlechterrolle. Innerhalb der Gesellschaft ist Gender das Konzept, nach dem wir verschiedene Ideen wie sozialen Status, Geschlechtspräsentation, Rolle in der Gesellschaft, Lebensplanung und Sexualität in die Kategorien Männlichkeit und Weiblichkeit einordnen.

Heteronormativität

In einer heteronormativen Gesellschaft wird von allen Menschen erwartet, dass sie cisgeschlechtlich und heterosexuell sind. Es wird also davon ausgegangen, dass jede Person nur eins von zwei Geschlechtern hat, nämlich entweder männlich oder weiblich, und dass dieses Geschlecht schon bei der Geburt an den Genitalien abgelesen werden kann. Außerdem wird davon ausgegangen, dass diese Geschlechter sich grundlegend voneinander unterscheiden und sich sexuell und romantisch aufeinander beziehen. (Cis) Frauen sollen sich also nur zu (cis) Männern hingezogen fühlen und umgekehrt.

Abweichungen davon, zum Beispiel queere und polyamouröse Beziehungen sowie trans Menschen, werden unsichtbar gemacht und/oder diskriminiert.

Intersektionalität

Intersektionalität kommt von „Intersection”. Das bedeutet im Amerikanischen „Straßenkreuzung”. Diskriminierungen haben häufig unterschiedliche Gründe und Quellen und überlagern sich gegenseitig. Anders gesagt, in der Lebenswirklichkeit vieler Menschen “kreuzen” oder verknoten sich soziale Kategorien wie Gender, Race oder Klasse.

Auch bedeuten Behinderungen für People of Color häufig etwas anderes als für Menschen, die als weiß gelesen werden. Die intersektionale Perspektive erlaubt, jene Wechselbeziehungen sozialer Ungleichheiten bzw. von Machtverhältnissen in den Blick zu nehmen. Die Ursprünge des Konzepts der Intersektionalität liegen im Schwarzen Feminismus, der afroamerikanischen Arbeiter*innen-Bewegung und der Critical Race Theory.

*

Das Gendersternchen (*) ist eine Form der geschlechtergerechten Sprache, die alle Geschlechter einschließt.So wird es verwendet: “Leser*innen”, “Kolleg*innen”. Ausgesprochen wird es häufig als kleine Pause mitten im Wort. Manche Menschen schreiben auch hinter Wörter wie “trans” und “inter” ein Sternchen. Das soll zeigen, dass an das Wort verschiedene Endungen wie “-sexuell”, “-geschlechtlich” und “-gender” angehängt werden können.

Queer

Im Englischen war ‚queer‘ lange Zeit ein Schimpfwort, insbesondere gegenüber schwulen Männern. Heute wird der Begriff aber meist positiv als Selbstbezeichnung gebraucht, vor allem von Menschen, die ihre Identität als ‚außerhalb der gesellschaftlichen Norm‘ ansehen. Außerdem kann queer als Überbegriff für Menschen benutzt werden, die nicht in die romantischen, sexuellen und/oder geschlechtlichen Normen der Gesellschaft passen. Queer ist aber auch eine Theorierichtung und ein Wissenschaftszweig, in dem Schubladendenken aufgebrochen wird, verschiedene Unterdrückungsformen miteinander verknüpft gedacht werden sollen und insbesondere Sexualität als ein Ort der Unterdrückung untersucht wird.

Transgender

Transgender ist ein Überbegriff für alle Menschen, die sich nicht mit dem Geschlecht identifizieren, dem sie bei der Geburt zugewiesen wurden. Transgender Menschen können sich als männlich oder weiblich, aber auch außerhalb des binären Geschlechtersystems identifizieren, also z.B. als nichtbinär, agender oder genderfluid.